Dolomitengiro (17.06.-24.06.2017)
Südtirol, Alpen, Stubaier Alpen, Trentino – Südtirol, Tirol
30.06.2017, Ric: Für unseren Dolomitengiro mit rund 702 km und 16.000 Höhenmetern haben wir uns die wohl heißeste Woche des Sommers ausgesucht. Während andere Quäldich-Radler Deutschland von Nord nach Süd durchkämmen, haben wir einen Rundkurs ab Innsbruck gespickt mit zahlreichen Herausforderungen in Form von tiefroten Anstiegen und rasanten Talabfahrten gewählt. Nachdem sich die bunt gemischte Truppe relativ gleichmäßig in drei Leistungsstufen auf die drei Guides verteilt hat, rollen wir auch schon hoch motiviert Richtung des ersten von insgesamt 17 zu fahrenden Pässen, dem Gerlospass. Der gibt sich recht gnädig und bietet einen sanften Einstieg in das Berg-Abenteuer. Der ein oder andere Teilnehmer stellt sich aber vielleicht schon an diesem ersten Tag die Sinnfrage, die später niemand mehr zu beantworten in der Lage sein wird… Die Sonne lacht, die Stimmung ist super, die Kaffeepause suggeriert Urlaubsstimmung.
Am zweiten Tag steht der erste Hammer an: der Großglockner stellt sich uns in den Weg nach Lienz. Da die Beine noch recht frisch sind, drücken wir Kehre für Kehre weg bis wir endlich den Gipfel des höchsten Berges Österreichs sehen (welcher war es noch mal?). Die Abfahrt entschädigt für einige Strapazen. Der Iselsberg erscheint lächerlich im Vergleich und schon sitzen wir beim Naturradler im Hotelinnenhof. Check!
Der dritte Tag beginnt gleich mit einem Anstieg, zumindest für die Gruppe 2, die von ihrem Guide gezwungen wird die Pustertaler Höhenstraße zu bezwingen. Entsprechend fällt die Wahl am Frühstücksbuffet aus. Die Aussicht ist dann so gigantisch, dass die Strapazen schnell vergessen sind. Die Euphorie der Überquerung der italienischen Grenze wird erst eingedämpft durch den nicht enden wollenden 18 %-Anstieg zur Bergsteigerhütte unterhalb der Drei Zinnen. Ohne lästige Klicks unter den Schuhen wären wir sicher noch auf die Spitze hinaufgeklettert, denn der Wille war mittlerweile gut geschult worden; wir gaben uns aber vernünftigerweise mit einem spektakulären Gruppenfoto zufrieden. Pünktlich vor dem ersten Regentropfen und Gewitterleuchten stellten wir die Räder in Cortina d’Ampezzo ab.
Angesichts des dort anstehenden Ultra-Trails-Laufs über 112 km und 6.000 Höhenmeter, stiegen wir dankbar am vierten Tag auf die Räder, denn unser Roadbook zeigte nur 60 km und 2.200 Höhenmeter an – “Ruhetag”! Das Profil zeigt zwei gelb-rote Hubbel: Passo di Giau und Passo di Fedaia. Letzterer fährt sich etwas giftiger, aber die Aussicht auf den Marmolada Gletscher entschädigt für einige Prozente Anstieg. Und schon erreichen wir Canazei am frühen Nachmittag und plündern die erstbeste Eisdiele.
Ein Highlight wartet am fünften Tag mit der “Extended Sellarunde” auf. Wir wären nicht Quäldich-Reisende, wenn wir den Passo die Valparola und den Passo di Falzarego (der auf der Abfahrt quasi gratis serviert wird) nicht mitnehmen würden. Vier Pässe auf einen Streich: check!
Ein Highlight wartet am fünften Tag mit der “Extended Sellarunde” auf. Wir wären nicht Quäldich-Reisende, wenn wir den Passo die Valparola und den Passo di Falzarego (der auf der Abfahrt quasi gratis serviert wird) nicht mitnehmen würden. Vier Pässe auf einen Streich: check!
Der Tourenplaner nimmt uns an Tag sechs noch einmal in die Pflicht. Der Karerpass führt uns in den glühend heißen Kessel um Bozen, wo wir den Cola-Vorrat des Verpflegungsfahrzeugs plündern. Die zurückgelegten Höhenmeter und Kilometer machen sich langsam bemerkbar, dazu brennt die Sonne. Niemand traut es heraufzubeschwören, aber ein kühler Regenschauer – vornehmlich nachts bitte – wäre eine willkommene Abwechslung. Der Guide peitscht die Gruppe auf den steilen ausgesetzten Anstieg nach Jenesien; er bereut es selber kurz nach der Abfahrt, aber Umdrehen ist für einen Quäldich-Reisenden keine Option; es gibt nur die Flucht nach vorn, bzw. (Hauptsache) bergauf. Die Steigung will gar kein Ende nehmen und dann geht es wellig weiter. Die Trinkflaschen sind leer, die Beine auch. Gerade noch rechtzeitig taucht am Wegesrand der rettende Gasthof mit Wasserleitung, Bierfässern und Eistruhe auf; das gibt Kraft für die letzten Meter nach Meran. Mit Schrecken stellen wir fest, dass der offiziell letzte Abend angebrochen ist und trinken dagegen erst mal Alkohol. Der Alkoholkonsum ging in den letzten Tagen Null aus Respekt vor den Etappen, nun zeigt er Wirkung; die letzten Pässe schaffen wir schon irgendwie, denken die meisten.
Natürlich schaffen wir das, auch wenn der Jaufenpass noch mal große vor allem mentale Stärke einfordert, denn er windet sich gefühlt endlos über insgesamt 20 km und 1.200 Höhenmeter. Die Abfahrt ist kein Genuss, da uns eine endlose Kolonne von (historischen?) Knattermaschinen entgegenkommt, die dreist Kurven schneiden. Der Brenner ist ein Klacks dagegen, allein der Verkehr nervt. Und schon sind wir zurück in Innsbruck – Erleichterung mischt sich mit Wehmut. Die einen müssen Abschied nehmen, die anderen stoßen auf die Anschlussnacht an; alle versprechen sich ein Wiedersehen auf dem Rad mit den Bergen. Aber erstmal (zumindest für ein paar Tage) wird das Rad in die Ecke gestellt und die Beine hochgelegt. Respekt an alle Teilnehmer für die tolle, vor allem unfallfreie Tour!Ursprüngliche EtappenbeschreibungAm letzten Tag geht es über den Brenner zurück nach Innsbruck. Zuvor ist jedoch noch der vom Ötztaler Radmarathon bekannte Jaufenpass zu überwinden.
Natürlich schaffen wir das, auch wenn der Jaufenpass noch mal große vor allem mentale Stärke einfordert, denn er windet sich gefühlt endlos über insgesamt 20 km und 1.200 Höhenmeter. Die Abfahrt ist kein Genuss, da uns eine endlose Kolonne von (historischen?) Knattermaschinen entgegenkommt, die dreist Kurven schneiden. Der Brenner ist ein Klacks dagegen, allein der Verkehr nervt. Und schon sind wir zurück in Innsbruck – Erleichterung mischt sich mit Wehmut. Die einen müssen Abschied nehmen, die anderen stoßen auf die Anschlussnacht an; alle versprechen sich ein Wiedersehen auf dem Rad mit den Bergen. Aber erstmal (zumindest für ein paar Tage) wird das Rad in die Ecke gestellt und die Beine hochgelegt. Respekt an alle Teilnehmer für die tolle, vor allem unfallfreie Tour!Ursprüngliche EtappenbeschreibungAm letzten Tag geht es über den Brenner zurück nach Innsbruck. Zuvor ist jedoch noch der vom Ötztaler Radmarathon bekannte Jaufenpass zu überwinden.
Eine Etappe über den Brenner, das klingt langweilig, hat dieser Pass doch den Ruf als verkehrsverseuchter Hauptverkehrspass. Zum Glück gibt es noch den Jaufenpass, einen der vier Pässe des Ötztaler Radmarathons, der zuvor zwischen Meran und Sterzing überwunden werden muss. Es ist ein würdiger Abschied von den hohen Pässen, bevor zum Schluss am Brenner dann vor allem Durchhaltevermögen gefragt ist. Und schon sind wir nach einer ereignisreichen Woche wieder in Innsbruck zurück.
Variante: Man könnte am Schlusstag auch übers Timmelsjoch fahren. Diese Variante hat 2750 Hm auf 155 km und ist deshalb vermutlich nur theoretischer Natur.